Welche Zukunft hat Europa?

ARD-Börsenleiter Markus Gürne spricht vor Mitgliedern der VR Bank HessenLand zum Thema „Chancen und Risiken für die EU“

„Dieser Abend ist für mich ein Heimspiel“ leitete Markus Gürne seinen Vortrag ein. Der Leiter der ARD-Börsenredaktion und ehemalige Auslandskorrespondent war der Einladung der VR Bank HessenLand gefolgt und sprach vor rund 400 Mitgliedern im Kirchhainer Bürgerhaus zum Thema „Zeitenwende – Europas Rolle in einer veränderten Welt“.

In seiner Begrüßung stellte Vorstandsmitglied Werner Braun den prominenten Gastreferenten vor und führte in die Problematik des Themas ein. Die Welt verändert sich – wie sieht die Zukunft von Europa aus? Mit dieser Frage leitete er über in einen hochaktuellen, informativen und kurzweiligen Vortrag des Börsenexperten und Moderators. Über 90 Minuten erörterte er die komplexen Zusammenhänge von Politik, Wirtschaft und Finanzmärkten. Er motivierte die Zuhörer, die Nachrichten mit einem erweiterten Blick für die Themen zu verfolgen und dadurch die Politik mit anderen Augen zu sehen. Die anschließenden Fragen beantwortete Markus Gürne sehr ausführlich und stand auch später am Büchertisch für einen regen Gedankenaustausch zur Verfügung. Die vorhandenen Buchausgaben waren schnell vergriffen und der hochinteressante Abend endete mit einem Imbiss für alle Besucher.

Markus Gürne spricht auf der Bühne
Bildunterschrift: Markus Gürne

„Flüchtlingskrise, Eurokrise, Brexit, Russland und der Nahe Osten – Herausforderungen, die Europa derzeit auf einen harten Prüfstand stellen und Europas Werte Freiheit, Sicherheit, Wohlstand bedrohen“, so Gürne. Hierbei stelle die Flüchtlingskrise die größte Problematik dar: Laut der Vereinten Nationen stehen wir am Anfang der Entwicklung, die auf nationaler Ebene nicht zu lösen ist. Ziel muss es sein, die Fluchtursachen zu bekämpfen.

Die Verbindung zur Eurokrise zeigte Markus Gürne ebenfalls auf. „Die Kraft und die Stärke eines Landes zeigen sich in dessen wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit. Deutschland ist eine wirtschaftliche Supermacht, schafft es jedoch nicht, daraus auch eine politische Macht zu entwickeln“ beginnt der ehemalige Auslandskorrespondent seine weiteren Ausführungen und leitet über zu den Problemen im Nahost-Konflikt. „Wer wird dort die nächste Hegemonialmacht werden? Der Iran oder Saudi-Arabien? Neben den vier großen Mächten, USA, China, Russland und Indien, wird sicherlich eines dieser beiden Länder der fünfte Pol sein – Europa hingegen nicht. Gürne sagte voraus, dass das südchinesische Meer in den nächsten beiden Jahren zum wichtigsten Handelsweg der Welt werden wird. Schon jetzt sei China dabei, sich möglichst viele Einflussmöglichkeiten zu sichern.

Zuhörer lauschen dem Vortrag
Bildunterschrift: rund 400 Zuhörer lauschen dem Vortrag

Aber wie kann Europa seine Chancen künftig nutzen? Laut Gürne kann das aufstrebende Indien große Möglichkeiten bieten. Im nächsten Jahr würde es China als das bisher bevölkerungsreichstes Land ablösen und Indien sei mit seiner stark wachsenden Wirtschaft ein selbstbewusstes Land ohne Krisen geworden. Für die dort dramatisch wachsende Mittelschicht und die daraus resultierenden demografischen Probleme, aber auch dem wachsenden Bedarf könnte Deutschland profitieren und beispielhaft mit dem „Export des Dualen Ausbildungssystems“ Lösungen und Zukunftsvisionen bieten.

Der Journalist machte seinen Zuhörern deutlich, dass fundierte Informationen aus zuverlässigen Quellen absolut wichtig sind. Es sei eine Kunst, diese für sich selbst einzusetzen und zu nutzen. So könne man die Dinge differenziert betrachten. Gürne ist von den Überlebenschancen Europas überzeugt, „wenn wir uns auf das besinnen, was uns eint und nicht auf das, was uns trennt.“ Und so bleibt die zentrale Frage: Wir leben mitten in der Zeitenwende. Gelingt es Europa, zusammen zu wachsen oder nicht? Die Rahmenbedingungen hierfür sind jedenfalls so gut wie nie zuvor – vorausgesetzt, wir nutzen jetzt die Chancen.