WoKa Elektronik GmbH

Tüftler-Gen trifft Kundenorientierung in der Nische

Wenn bei den Olympischen Spielen in Sochi nicht die Lichter ausgingen, als die zahllosen internationalen Fernsehteams ihre Übertragungskabel anschlossen und auf Sendung gingen, dann lag das zum großen Teil an Technik aus Alsfeld.

Die Firma WoKa Elektronik GmbH, mit neun Mitarbeitern nicht auf den ersten Blick der geborene Global Player, hat Ende des letzten Jahres mehrere tausend Schlüsselschaltermodule zur Verwendung in der Stadt am Schwarzen Meer geliefert. Denn da, wo zig Übertragungsteams zusammenkommen, kann es schnell zu Fehlauslösungen im Stromnetz kommen. Dass dennoch nie der Strom abgeschaltet wird, dafür sorgten die Module aus Alsfeld. Dabei sind glamouröse Auftritte nicht eben ungewöhnlich in der Historie des 25 Jahre alten Unternehmens von Jens Kaschub.

Bereits 1999 war das Unternehmen, das im Jahr 1988 von Wolfgang Kaschub gegründet wurde, in den Schlagzeilen – und auf dem berühmten roten Teppich der Oscar-Verleihung in Los Angeles, wo der rührige Ingenieur aus Romrod gemeinsam mit einem amerikanischen Geschäftspartner die Trophäe für den Shock-Block entgegennahm. Ähnlich einem FI-Schalter schaltet der Shock-Block den Strom ab, wenn beispielsweise Feuchtigkeit in ein elektronisches Gerät eindringt.

Mit dieser Entwicklung konnte Wolfgang Kaschub die Sicherheitsstandards bei Filmdrehs in den USA erheblich verbessern, was der berüchtigten Academy die begehrte Auszeichnung wert war. Doch nicht nur in Hollywood ist das Unternehmen, das im vergangenen Jahr von Romrod nach Alsfeld umgezogen ist, aktiv. Wenn etwa irgendwo auf der Welt bei der Eisenbahn die Scheibenwischer auch bei Wind und Wetter für gute Sicht sorgen, dann könnte die Technik bis nach Alsfeld zurückzuverfolgen sein. Oder wenn auf dem Rummelplatz die Karussells abschalten, bevor sie zu schnell werden - auch dahinter könnte Knowhow aus Alsfeld stecken. Zu Lebensrettern werden die Module der Firma WoKa Elektronik GmbH bei der Netzüberwachung in Krankenhäusern – hier sorgen sie z.B. durch Umschaltung auf eine Ersatzversorgung dafür, dass selbst bei Stromausfall keine Schäden für Menschen und Maschinen entstehen. „Unsere Produkte gewährleisten auch in vielen industriellen Abläufen Prozesssicherheit“, erläutert Jens Kaschub.

Kleinheit ermöglicht individuelle Lösungen

Begonnen hat Wolfgang Kaschub, Ingenieur für Elektronik und Nachrichtentechnik, als Ein-Mann-Unternehmen in der Garage seines Wohnhauses mit Entwicklungsangeboten für Unternehmen. Bald nahm er erste Fertigungsaufträge entgegen, die er gemeinsam mit einem Mitarbeiter ausführte und bei Bedarf extern vergab. Auf diese Art und Weise arbeitet die WoKa Elektronik GmbH heute noch. Mit inzwischen neun Mitarbeitern entwickelt, prüft und bestückt die Firma ihre Produkte zur Überwachung von Versorgungsnetzen. Ihre Kunden kommen aus der Industrie, häufig mit speziellen Ideen und Anforderungen, die Wolfgang und Jens Kaschub mit ihrem Team umsetzen sollen – und meistens auch können. „Wenn einmal etwas nicht geht, dann finden wir dennoch eine Lösung, mit der der Kunde seine Aufgabenstellung erfüllen kann“, freut sich Jens Kaschub, ebenfalls Elektronik- und Nachrichtentechnik-Ingenieur und seit 2007 gemeinsam mit seinem Vater in der Geschäftsführung des Unternehmens tätig. Von ihm hat der 40-Jährige das Tüftler-Gen geerbt, mit dem beide die ständig neuen Herausforderungen angehen. Dabei entwickeln sie eigentlich nie etwas wirklich Neues, wie sie erläutern, sondern lösen neue Probleme mit der Weiterentwicklung von Bekanntem. Hinter ihnen steht ihr kleines, aber feines Team. „Wir profitieren von unserer Kleinheit –in vielen Fällen“, erklärt Jens Kaschub: „Wir haben kurze Wege und müssen uns nicht umständlich per Mails verständigen. Jeder kennt den Job des anderen, wir können uns gegenseitig weiterhelfen und vertreten.“ Auf die Frage, ob es bei WoKa regelmäßige Team-Besprechungen gibt, antwortet der Juniorchef gerne mit „Eine pro Jahr – die beginnt im Januar und endet im Dezember.“ Auch Wolfgang Kaschub ist überzeugt, dass in der Nische die Stärke seiner Firma liegt: „Wenn die Großen sagen, das geht nicht, dann schlägt unsere Stunde – und wenn man einmal ein Problem für einen Kunden gelöst hat, dann kommt er wieder.“ Darüber hinaus erlaubt die Nische, die individuelle kundenspezifische Fertigung von Produkten in Kleinstlosgrößen, auch andere Preise als eine großangelegte Serienfertigung.

Rückläuferquote gegen null

Großen Wert legen die Geschäftsführer auf die Tatsache, dass sie trotz ihrer Kleinheit ISO-Zertifikate für Qualitäts- und Umweltmanagement haben. In ihren neuen Räumen in Alsfeld haben sie darüber hinaus ein Labor eingerichtet, in dem sie selbst ihre Produkte auf elektromagnetische Verträglichkeit überprüfen können. Eine Investition, die nicht billig war, aber der Firma zum einen eine gewisse Unabhängigkeit von prüfenden Instituten verschafft und zum anderen auch die Möglichkeit gibt, solche Prüfungen für andere Unternehmen vorzunehmen. Überhaupt spielt Qualität im Hause Kaschub eine große Rolle: alle Produkte, die das Alsfelder Werk verlassen, sind 100% geprüft, die Rückläuferquote geht gegen Null - mit ein Kriterium für den guten Namen, den Wolfgang und Jens Kaschub sich seit Beginn ihres Bestehens erarbeitet haben. Darüber hinaus bestehen inzwischen viele Kontakte zu den unterschiedlichsten Firmen, die die Leistungen der WoKa Elektronik GmbH weiterempfehlen. Neben Mundpropaganda und Empfehlungen setzt WoKa bei der Kundenakquise auch auf Internetrecherche.

"In jedem unserer Produkte steckt unser Geist"

Die Mitarbeiter bei WoKa, ein Ingenieur, Techniker, Facharbeiter und Produktionshelfer kommen fast alle aus der Region, bis auf einen, den mussten Jens und Wolfgang Kaschub etwas länger suchen. Inzwischen jedoch fühlen sie sich komplett und gut aufgestellt für die Herausforderungen der Zukunft: „Aktuell arbeiten wir an Prüfgeräten mit Display und Touchfunktion“. Von dem eigentlichen Ziel, die Elektronik so einfach wie möglich zu halten, verabschiedet man sich gerade: der Verbraucher will es heute etwas komfortabler. Aber auch da ist WoKa flexibel und geht auf die Wünsche seiner Kunden ein. „Ganz egal, was wir machen, in jedem unserer Produkte steckt unser Geist“, bringt Jens Kaschub die Verbindung von Hardware- und Softwareleistung, die in Alsfeld bei WoKa entwickelt wird, auf den Punkt. Das Geheimnis ihres Erfolges sehen beide Kaschubs in der Nische, in der sie mit Produkten von der einfachen Schaltung bis hin zum hochkomplexen Gerät breit aufgestellt sein wollen – „von der einfachen Spannungsüberwachung bis zur Scheibenwischersteuerung“, wie Wolfgang Kaschub es umreißt. Manchmal aber, wenn die Zeit es erlaubt, begeben sich Vater und Sohn auf die Suche nach der Nische in der Nische: gerade hat der Hobby-Flieger Jens Kaschub eine Art Blackbox für kunstflugtaugliche Segelflugzeuge entwickelt, und wer weiß – vielleicht wartet ja über den Wolken schon der nächste große Wurf…